5. Januar 2007

Wein, Kabale und Erotik

"Trinke Wein! Dies ist das ewige Leben! All das wird dir durch die Jugend zu teil werden. Es ist die Zeit für Wein, Rosen und trunkene Freuden! Erfreue dich an diesem Augenblick, dieser Augenblick ist dein Leben!"

- so wendete sich Olivier Martinez an Diane Lane im Film "Untreu". Wozu es später (ver)führte, erfährt man, wenn man sich den Film weiter anschaut...

Bloß der Geruch vom Wein in einer bestimmten Atmosphäre, der Geschmack von ihm an den Lippen der Geliebten ist etwas, was betrunkener macht, als der Genuss von ihm selbst. Ich vertrage Alkohol leider gar nicht, so dass maximal ein-zwei Schlücke davon meinen Hals entlang gleiten können...


Friedrich Schiller vermochte es, in seinen jungen Jahren die Lust am Wein zu entdecken, aber auch seine Gefühle.
"Schiller schrieb im thüringischen Bauerbach "Kabale und Liebe." In dem Drama geht es um die Liebe eines Präsidentensohnes zu einer bürgerlichen Musiker-Tochter. Auch Friedrich Schiller war zu dieser Zeit verliebt. Das merkt man seinem Werk deutlich an. 1782/83 - Schiller war 23 - entflammte er nämlich für die 16-jährige Charlotte von Wolzogen, die als wunderschön, blond, keck, zierlich und sogar engelsgleich beschrieben wurde. Er denkt an Heirat. Nicht zuletzt aus Standesgründen wurden gleich zwei seiner Heiratsanträge ausgeschlagen. Schiller nutzte Charlotte als Vorbild für seine Luise Millerin in "Kabale und Liebe". Schließlich macht er sich nach Mannheim auf, ohne Charlotte Lebewohl zu sagen. Er zieht die Dichtung einem Mädchen vor." Über Kabale und Liebe
Das Essen und Trinken wurden oft mit der Sexualität in Verbindung gebracht, wie es in der frühgriechischen, besonders iambischen Dichtung der Fall war:
"Die metaphorische Umschreibung von Sexualhandlungen oder Sexualorganen mit Hilfe von Nahrungsmitteln oder Essenshandlungen, wie das in der alten Komödie durchaus beliebt scheint, ist schon in der frühgriechischen Lyrik mehrfach zu belegen. (...)
Wein und Weingenuß können daher so unverfängliche wie eindeutge Symbole einer erotischen Szenerie sein wie bei Sappho fr. 2,13 ff. Voigt/L.-P., wo Kypris in einem Lied als Weinschenkin berufen wird. Auch bei Hipponax fr. 22 Degani bereitet das gegenseitige Zutrinken von Mann und Frau aus dem ,Melkgefäß‘, nachdem der pa›w zuvor (fr.21) den Becher zerbrochen hatte, ohne Zweifel den erotischen Fortgang des Zusammenseins vor – wobei eben das Trinkgefäß derSzene doch einen vulgären Ton verleihen mag. Und eindeutig ist auch die Aufforderung Anakreons an ein Mädchen (fr. 44 PMG), seine Gastfreundschaft auch ihm zukommen zu lassen, auch ihn, den Dürstenden, trinken zu lassen.(…) Wieder ist es der weibliche Partner, der die ,bewirtende‘ Rolle spielt oder spielen soll, wie das wohl meistens impliziert ist, wenn Essen als Bildgeber für Sexualität oder den Sexualakt verwendet wird. Allein die bloße Bezeichnung des weiblichen Sexualorgans mit einer Speise (Seeigel, Feige) läßt die Rolle des Mannes als aktiv, die der Frau als passiv verstehen oder unterstreicht zumindest den Objektstatus der Frau.
In klassischer Zeit, darauf weist Foucault hin, hat die Körperlichkeit, die Essen und Sexualität auszeichnet, insbesondere zu einer analogen moralischen Problematisierung geführt. Essen und Sexualität gehören zu den die Menschen mit den Tieren verbindenden Aktivitäten, und die sich aus ihnen ergebenden Lustempfindungen bergen „in dem verweilenden Schwelgen“, wie Aristoteles etwa sagt, die Gefahr der ,Zuchtlosigkeit‘ in sich: „Dies aberwird sowohl beim Essen als auch beim Trinken als auch bei der Liebeslust ganz durch den Tastsinn vermittelt.“ Mehr
"Es ist kein Sex..., es ist Liebe...", - heißt es auf Russisch in diesem Werbeclip zum alkoholischen Getränk Tekiza.


Nun beende ich es wieder mit dem unübertreffenden E. Fried zur Lust, wenn auch ohne Wein:

Zwischenspiel
Und wenn mein Zeigefinger
schon nass ist von dir
mir noch Zeit nehmen
und mit seiner Kuppe
auf deinen Bauch
ein Herz malen
so dass dein Nabel
mitten im Herzen die Stelle ist
wo angeblich Amors Pfeil
das Herz durchbohrt hat
und dann erst
wenn du erraten hast
dass es ein Herz war
was ich auf dich gezeichnet habe
...

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