11. April 2007

Remarque und ich

Deine Stimme, deine unverwechselbare Stimme, die mich berührt. Dein unrasiertes Kinn, das mich morgens aus dem Schlaf zu holen versucht, und deine zärtlichen Hände, die meine Wangen streicheln und mich umarmen. Nur du schaffst es, mit einer Hand meine beiden in ihr verschwinden zu lassen, wenn ich mit dir spazieren gehe. Du hältst mich fest und lässt mich den Abschiedsschmerz vergessen. Danach verliere ich mich in meiner Sehnsucht und schenke dir meine Zärtlichkeit aus der Ferne in deine Nacht, mit meinen Worten und meiner kindisch klingenden Stimme...

"komm nahe zu mir Geliebte, wiedergeschenkt aus den Abgründen des Schlafes, zurückgekommen von den Mondwiesen des Ungefährs -, weil die Nacht und der Schlaf Verräter sind. Weißt du noch, wie wir einschliefen, in dieser Nacht, einer dicht neben dem anderen, wir waren uns so nahe, wie Menschen sich nur nahe sein können. Unsere Stirnen, unsere Haut, unsere Gedanken, unser Atem berührten sich, vermischten sich - und dann langsam begann der Schlaf zwischen uns zu sickern, grau, farblos, ein paar Flecken erst, dann mehr, wie Aussatz fiel es auf unsere Gedanken, in unser Blut, es tropfte und tropfte aus dem Ubewußten Blindheit in uns hinein -, und dann plötzlich war jeder von uns allein, wir trieben einsam irgendwo herum auf dunklen Kanälen, ausgeliefert an unbekannte Mächte und jede gestaltlose Drohung. Als ich aufwachte, sah ich dich. Du schliefst. Du warst immer noch weit fort. Du warst mir gänzlich entglitten. Du wußtest nichts mehr von mir. Du warst irgendwo, wohin ich dir nicht folgen kann.(...) Wie kann Liebe vollkommen sein, wenn ich dich jede Nacht schon an den Schlaf verliere?" (Remarque, Arc de triomphe, 1945)
Biographie des Autors Werke von Erich-Maria Remarque mit Beschreibungen und Zitaten: Link Einige seiner Zitate sind bereits am Anfang dieses Blogs zu finden.

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