18. Dezember 2009

A Man In His Life

Yehuda Amichai (1924, Würzburg - 2000, Jerusalem)
"A Man In His Life"


A man doesn't have time in his life
to have time for everything.
He doesn't have seasons enough to have
a season for every purpose. Ecclesiastes
Was wrong about that.

A man needs to love and to hate at the same moment,
to laugh and cry with the same eyes,
with the same hands to throw stones and to gather them,
to make love in war and war in love.
And to hate and forgive and remember and forget,
to arrange and confuse, to eat and to digest
what history
takes years and years to do.

A man doesn't have time.
When he loses he seeks, when he finds
he forgets, when he forgets he loves, when he loves
he begins to forget.

And his soul is seasoned, his soul
is very professional.
Only his body remains forever
an amateur. It tries and it misses,
gets muddled, doesn't learn a thing,
drunk and blind in its pleasures
and its pains.

He will die as figs die in autumn,
Shriveled and full of himself and sweet,
the leaves growing dry on the ground,
the bare branches pointing to the place
where there's time for everything.

3. Dezember 2009

Coffee Lovers

Liebster, ...

(Bild von Andreas Kristensson via flickr)
Zwei Liebende hinter dem Fenster und sie...
Ich bin das lange Warten nicht gewohnt,
Ich habe immer andre warten lassen.
Nun hock ich zwischen leeren Kaffeetassen
Und frage mich, ob sich dies alles lohnt.
Es ist so anders als in früheren Tagen.
Wie spüren beide stumm: das ist der Rest.
Frag doch nicht so. – Es lässt sich vieles sagen,
Was sich im Grunde doch nicht sagen lässt.
Halbeins. So spät! Die Gäste sind zu zählen.
Ich packe meinen Optimismus ein.
In dieser Stadt mit vier Millionen Seelen
Scheint eine Seele ziemlich rar zu sein.
(1933)

Sour times on the road

Trip-Hop ist schön...

"... nobody loves me

It's true
Not like you do"

Portishead "Sour Times" (aus dem Album: Dummy, 1994)


To pretend no one can find

The fallacies of morning rose
Forbidden fruit, hidden eyes
Curtises that I despise in me
Take a ride, take a shot now

Cos nobody loves me
Its true
Not like you do

Covered by the blind belief
That fantasies of sinful screens
Bear the facts, assume the dye
End the vows no need to lie, enjoy
Take a ride, take a shot now

Cos nobody loves me
Its true
Not like you do

Who oo am I, what and why
Cos all I have left is my memories of yesterday
Ohh these sour times

Cos nobody loves me
Its true
Not like you do

After time the bitter taste
Of innocence decent or race
Scattered seeds, buried lives
Mysteries of our disguise revolve
Circumstance will decide ....

Cos nobody loves me
Its true
Not like you do

Cos nobody loves me
Its true
Not like you
Nobody loves.. me
Its true
Not, like, you.. do
[Quelle]

Portishead "Roads" (aus dem Album: Dummy, Liedtext)

16. November 2009

Will zu dem Wind, der Lieder bläst

* * *
In einem Streit der zwei Geschlechter
Bleibst du der Stärkere und lebst.
Ich liege auf dem Boden und verblute.
Ich geb' mich hin, bis Luft vergeht.

Vergeblich sind mir deine Worte,
So unnütz deine Liebe ist.
Ich kann nicht glauben, ich will nicht.
Will zu dem Wind, der Lieder bläst.

16. November 2009

(Bild von S.)

15. November 2009

Wenn eine Frau ein Telegramm "Ich liebe dich" sendet

Lange gab es keine Beiträge zu der Kinokunst. Einen Film mag ich besonders. Es ist "Ein Mann und eine Frau" ("Un homme et une femme") von Claude Lelouch aus dem Jahre 1966 mit Anouk Aimée und Jean-Louis Trintignant in den Hauptrollen.

Zwei nachdenkliche Augenblicke daraus.

Der Auto-Monolog von Jean-Louis:

und diese Szene mit der wunderschönen melancholischen Musik:


"(...) „Ein Mann und eine Frau“ reduziert die romantische Beziehung zwischen zwei Menschen auf das wesentliche, abstrahiert völlig von den „Zutaten“ und Beigaben, den Unterfütterungen der romantischen Komödie respektive der romantischen Tragödie, wie wir sie alle zur Genüge kennen. Anne (Anouk Aimée) ist irgendeine Frau, Jean-Louis (Jean-Louis Trintignant) irgendein Mann, beide haben ein Kind, (...) Bei einem Besuch der Kinder verpasst Anne den Zug zurück nach Paris, und die Rektorin bittet Jean-Louis, Anne in seinem Auto mitzunehmen. (...)

Lelouch ist im wahrsten Sinn des Wortes anti-modern, wenn man dies auf den gängigen Liebesfilm und die damit verbreiteten Klischees bezieht. „Un homme et une femme“ enthält keine Klischees und ist doch romantischer als jede Hollywood-Romanze. Den Film beherrscht eine unproblematische Schwerelosigkeit, ein gut 100 Minuten dauerndes angenehmes Gefühl, und trotzdem ist er nicht problemlos. Lelouch schafft sozusagen Urformen von Mann und Frau, Archetypen, in denen jeder Betrachter ein bisschen sich selbst wiederfinden kann, ohne nicht zugleich zwei konkrete Menschen, eben Anne und Jean-Louis, zu zeigen, die sich einem konkreten Augenblick in einer konkreten Umgebung hingeben. (...)

Wir haben uns mehr oder weniger alle an eine bestimmte Form der romantischen Komödie oder Tragödie gewöhnt, das heißt vor allem an ihre unrealistischen, verträumten und zum Teil albernen Zutaten, und vor allem an ihre immer wieder reproduzierten Handlungsstränge. Aus diesem Grund ist ein in dieser Hinsicht schnörkelloser Film wie „Ein Mann und eine Frau“ ungewohnt, gewöhnungsbedürftig. Man muss sich auf ihn einlassen können, in ihn eintauchen können, um seine Widersprüche und Kontraste, seine Zartheit und seine Romantik empfinden, um den Augenblick genießen zu können." weiter lesen

3. November 2009

A Thousand Kisses Deep

Bin verliebt in seine Stimme...
Das gesprochene Gedicht von Leonard Cohen "A Thousand Kisses Deep"


Don't matter if the road is long

Don't matter if it's steep
Don't matter if the moon is gone
And the darkness is complete
Don't matter if we lose our way
It's written that we'll meet
At least, that's what I heard you say
A thousand kisses deep

I loved you when you opened
Like a lily to the heat
You see, I'm just another snowman
Standing in the rain and sleet
Who loved you with his frozen love
His second hand physique
With all he is and all he was
A thousand kisses deep

I know you had to lie to me
I know you had to cheat
You learned it on your father's knee
And at your mother's feet
But did you have to fight your way
Across the burning street
When all our vital interests lay
A thousand kisses deep

I'm turning tricks
I'm getting fixed
I'm back on boogie street
I'd like to quit the business
But I'm in it, so to speak
The thought of you is peaceful
And the file on you complete
Except what I forgot to do
A thousand kisses deep

Don't matter if you're rich and strong
Don't matter if you're weak
Don't matter if you write a song
The nightingales repeat
Don't matter if it's nine to five
Or timeless and unique
You ditch your life to stay alive
A thousand kisses deep

The ponies run
The girls are young
The odds are there to beat
You win a while, and then it's done
Your little winning streak
And summon now to deal with your invincible defeat
You live your life as if it's real
A thousand kisses deep

I hear their voices in the wine
Who sometimes did me seek
The band is playing Auld Lang Syne
But the heart will not retreat
There's no forsaking what you love
No existential leap
As witnessed here in time and blood
A thousand kisses deep

Quelle

Über die Entstehung dieses Gedichtes, das später zu einem Lied wurde, gibt es hier eine kurze Information.

20. Oktober 2009

Hinreißender Streit

Ein geniales Video: Streit zur 5. Symphonie von Beethoven



Diese Szene gehört zu einer der ersten Sketch Shows "Your Show of Shows", die 1950-1954 auf NBC ausgestrahlt wurden. Bemerkenswert ist, dass die Sendung live übertragen wurde. Schauspieler: Sid Caesar und Nanette Fabray.
(Übersetzt aus der Videobeschreibung)

Kleines Hintergrundwissen zum Entstehen der Fünften Symphonie:

Sie wird oft auch als Schicksalssymphonie genannt.
"
Die ersten Skizzen Beethovens zur 5. Sinfonie, deren Entstehung ein Kompositionsauftrag des oberschlesischen Grafen Franz von Oppersdorff zugrunde lag, sind in den Jahren 1803 und 1804, also zwischen dem Abschluss der Eroica und vor den Arbeiten an der 4. Sinfonie (vollendet im Herbst 1806), entstanden. Die Fertigstellung des Werkes erfolgte im Jahr 1807 und im Frühjahr 1808, in dem auch die Arbeiten an der 6. Sinfonie abgeschlossen wurden. Damit kann die musikalische Aussage des Werkes auch im Zusammenhang mit der ab 1798 beginnenden Taubheit Beethovens sowie dessen erschütternder Erkenntnis im Heiligenstädter Testament (1802) gesehen werden. Im Juni 1808 bot Beethoven das Werk dann in Erwartung besserer Bezahlung dem Verlag Breitkopf & Härtel an.

Schließlich wurde das Werk, nun auf den Grafen Rasumowski, dem später auch die drei Streichquartette op. 59 gewidmet wurden, sowie den Fürsten Lobkowitz umgewidmet, im Jahr 1809 verlegt. Über die Gedanken und Motivationen Beethovens zur 5. Sinfonie lässt sich wenig sagen, da keine Äußerungen von ihm selber dazu überliefert sind. Die meisten angeblich authentischen Aussagen Beethovens beruhen auf den Aussagen seines Sekretärs Anton Schindler und sind als äußerst fragwürdig zu beurteilen. So meinte Beethoven nach Schindler: „Den Schlüssel zu diesen Tiefen gab dessen Schöpfer selber, als er eines Tages mit dem Verfasser über die demselben zu Grunde liegende Idee sprach, mit den Worten: So pocht das Schicksal an die Pforte, indem er auf den Anfang des ersten Satzes hinwies.“ Ungeachtet der Tatsache, dass keine originären Aussagen Beethovens vorhanden sind, wird das Werk von Musikwissenschaftlern als Bindeglied zwischen der 3., 7. und 9. Sinfonie gesehen, in denen Beethoven zu einer vollkommen eigenständigen sinfonischen Tonsprache gelangte." wikipedia

19. Oktober 2009

Das Unberührbare berühren..

Aus dem Interview mit dem israelischen Autor Amos Oz: Meine bösen deutschen Nächte
"Welche Erfahrungen verdanken Sie der deutschen Literatur?


In den fünfziger Jahren, als Teenager und in meinen frühen Zwanzigern, habe ich Deutschland so sehr verabscheut, dass ich schwor, nie deutsche Produkte zu kaufen, Deutschland nie zu besuchen und nie deutsche Freunde zu haben. Das einzige, das ich nicht boykottieren konnte, war die deutsche Literatur, weil ich sonst das gleiche getan hätte, wie die Nazis. Ich las also in Übersetzung die Romane von Heinrich Böll, von Siegfried Lenz, Günter Grass und Ingeborg Bachmann - die Bücher aller großen Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur. Und diese Schriftsteller öffneten mir die Augen und das Herz, sodass ich Deutschland nicht länger verachten konnte. Sie boten mir Gelegenheit, meine eigenen Vorurteile zu zerschlagen, und als ich Deutschland 1982 zum ersten Mal besuchte, war ich durch das Lesen dieser Bücher vorbereitet.
(...)

Worin liegt die Schönheit der Wüste?

Das habe ich in einigen meiner Bücher zu beschreiben versucht, ich will Ihnen also nur dieses sagen: Ich mache jeden Morgen einen kurzen Spaziergang in die Wüste - noch vor Sonnenaufgang und meist nicht länger als zwanzig Minuten. In meinem Teil der Welt handelt es sich um eine Bergwüste, nicht um eine Ebene. Es gibt Pfade in dieser Wüste, und wenn man einen von ihnen entlanggeht, tritt man in die Fußstapfen von Menschen, die vor tausenden von Jahren lebten. Von Schäfern und Nomaden, von Kamelkaravanen. Doch wenn man aus dem Pfad heraustritt, geht man einen Weg, den nie zuvor ein menschlicher Fuß beschritten hat, und diese Vorstellung macht für mich die Besonderheit der Wüste aus.

Erleben Sie diese Spaziergänge als ein Gleichnis für Ihre Arbeit als Schriftsteller?

Das haben Sie ganz richtig erkannt. Wenn ich schreibe, trete ich in die Spuren meiner großen Vorfahren und Mentoren und versuche zugleich, in neues, unbekanntes Land vorzudringen. Es ist wie in der Liebe. In der Liebe tust du Dinge, die Abermillionen von Menschen vor dir getan haben, und dennoch erscheint es dir wie das allererste Mal.

Worin besteht die Erotik des Schreibens?

In dem Verlangen, das Unberührbare zu berühren." weiter lesen


9. Oktober 2009

One


In der Fensterscheibe konnte man die Bewegungen eines Ventilators erkennen. Sie spiegelten sich in der dunklen, undurchlässigen Luft und flimmerten. Als ob hinter dem Glas, in der Schwerelosigkeit einer schwarz-dicken Nacht ein alter Kinoprojektor mit einem im Staub gefangenen Stummfilm kämpfen würde. Krächzend und mühevoll. Spüren konnte sie auch die kalten Stöße - auf der Haut ihrer Beine wehte der leise Wind.

Den heißen Tag verbrachte sie in einer fremden Wohnung. Sie hatte den Schlüssel, um die Tür aufzusperren, verlegt. Wegzugehen hatte sie auch nicht vor und blieb den ganzen Tag allein. Auf dem Bett, im dünnen gelben Leinenkleid. Weiße beschriftete Blätter bedeckten ihre Beine. Sie tippte auf der Schreibmaschine, dachte zusammen und nach. Schrieb, zerriss das Papier und schimpfte leise auf sich, wenn kein Wort zum Tippen vorhanden war.


Am Abend wurde es kühler. Die Kleidung klebte nicht mehr an ihr und aus dem Fenster gegenüber hörte sie zunächst Bewegungen, später empores Stöhnen. Eine Frau gab sich gerade ihrer Leidenschaft hin, der Mann kam ihr genauso laut und hektisch nach. Wieso nennt man das "Kommen"? Und nicht Ankommen, Entkommen, Entgleisen, Schmelzen, Verschmelzen.
Woher kommt man und wohin? Die Stimmen verschwanden. Sie war nicht eifersüchtig auf sie. Entnahm das Wichtigste... - Leben.

Wer war sie in dieser Nacht. In jener fremden Stadt. Großstadt. War sie selbst mit ihr verschmolzen, mit dem Pulsieren der steigenden Dunkelheit der Nacht?
Das Zimmer roch nach Vanille. Es war ein verschütteter Cappuccino - das Pulver mit dem chemischen Beigeschmack von Vanille. Ihr Gastgeber liebte Kaffee, sogar im Kühlschrank lag ein kleines Häufchen davon auf der grünen Untertasse. Um schlechte Gerüche zu absorbieren, - schrieb er auf dem Zettel. Sie liebte seine komischen Kleinigkeiten. Den Cappuccino besorgte er jedes Mal für sie.

Die Fliesen im Badezimmer waren nass und der Geruch des frisch genommenen Bades kitzelte ihre Nase. Holzige Früchte waren das; intensiver, als ihre sanft-gewöhnten weiblichen. Sie verkleinerte seine neue Kollektion an Plastikflaschen von der Badekante und genoss die saubere Feuchtigkeit auf ihrer Haut. Sie brauchte nichts anzuziehen und fühlte sich frei.
Wiedergeboren. Fremd. Nah. Ihm nah, ohne dass er da war.

Sie gaben oft einander ihre Wohnungen, um die Leben von seiner Großstadt und ihrer Provinz zu vertauschen. Sie gaben oft einander ihre Leben. Den Mann hat sie noch nie gesehen, er war ihr aber jahrelang vertraut. Sie verband eine Emotionalität, die tief hinter dem Wort "Zuneigung" stand und über dem Wort "Liebe" ihre Wurzeln fand. Sie liebte ihn auf bestimmte Weise, er sie auch. Sie lebten es auf besondere, intensive Art aus, ohne je einander berührt zu haben. Gerade das machte es aus, den Reiz daran. Während er mit seiner Verlobten lebte, sie mit ihrem Partner, waren sie in den Domizilen von einander immer allein. Solo. Ihre Leben gehörten jedem von beiden.
Wenn sie sich in dieser Fremde befand, verschwanden jegliche Bindungen und Fesseln des Alltäglichen. Sie genoss es, in seiner Wohnung gleichzeitig Gast und Bewohnerin zu sein.

Mittlerweile kannte sie seine Anzüge und Hemden, seinen Geschmack in Schuhen und Unterwäsche, seinen Rasierklingen und Wasser. Sie kannte fast alle seine Bücher, suchte immer nach Neuzugängen, blätterte genüsslich und neugierig in ihnen, entdeckte Spuren seiner Zigarettenasche dazwischen.

Sie stellte sich gerne vor, was er in ihrem Haus tat.
Ob er genauso ihre Kleider- und Büchervorlieben kannte. In der Nähe ihres Hauses lag ein kleiner See. Die Natur stimmte sogar ihn sehnsüchtig. Nachdenken. Seine Gedanken waren wie ein Teppich, auf dem man sich ausbreitete, wenn man alles hinter sich lassen wollte. Ein Teppich aus Gras und aus Wasser, um auf dem Rücken zu schwimmen. Er spürte das Wasser - das leise, kalt-warme Wasserschlüpfen unter sich. Man war eingetaucht, der Rest der Welt kümmerte nicht mehr. Sie konnte nicht schwimmen. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie sich vorstellen, wie er das tat. Es war angenehm, wenn die Wellen trugen, wenn man zum Einen mit dem Wasser wurde, ihm vertraute und sich auf dem Rücken des Wassers treiben ließ. Sein Rücken und der nasse jenige vom See. Wenn man es konnte, sich entspannt liegen lassen und mit minimalen Kraftaufwendungen zum Fisch werden. Man wurde dann leicht.

Sie nahm ein Bad, er nahm sein Bad im See. Beide waren in ihren Gedanken so nah und so fern frei. Ob er an sie auch dachte?..

Sommer-Herbst 2009

Für jemanden zum Geburtstag.

1. Oktober 2009

Marianne Faithfull "Crazy Love"

Intimität und Klänge des mich überrumpelnden Oktobers...



Marianne Faithfull "
Crazy Love" (Aus dem Album "Before the Poison")

Lyrics: Marianne Faithfull
Music: Nick Cave & The Bad Seeds

Hated by all and everywhere he goes
Blazing contempt for human life and lies,
Murder as art and what he knows he knows
From life and fear in other people's eyes

Crazy love is all around me,
Love is crazy love is kind
But I know somehow you'll find me
Love is crazy, love is blind

She walks the boulevard without a care,
Knowing too much but having come so far
Pretending life is just a game you play for nothing,
Loving no-one and nowhere

Crazy love is all around me,
Love goes crazy given time
But I know somehow you'll find me
Love is crazy, love is blind

She looks as if expecting a surprise,
Maybe an encounter that will change her life
Not knowing hot from cold or good for bad,
If life is just a joke or if it makes her sad

Crazy love is all around me
Love is crazy love is kind
But I know somehow you'll find me
Love is crazy, love is blind

Quelle

28. September 2009

Tango auf dem Eis

Die Leidenschaft des russischen Eistanzpaares Maja Usova und Aleksandr Zhulin bei der Olympischen Gala in Lillehammer (Norwegen) im Jahre 1994.

Moment beim Lesen

Moment beim Lesen

"Manchmal, o glücklicher Augenblick, bist du in ein Buch so vertieft, dass du in ihm versinkst – du bist gar nicht mehr da. Herz und Lunge arbeiten, dein Körper verrichtet gleichmäßig seine innere Fabrikarbeit, – du fühlst ihn nicht. Du fühlst dich nicht. Nichts weißt du von der Welt um dich herum, du hörst nichts, du siehst nichts, du liest. Du bist im Banne eines Buches. (So möchte man gern gelesen werden.)

Doch plötzlich läßt die stählerne Bindung um eine Spur nach, das Tau, an dem du gehangen hast, senkt sich um eine Winzigkeit, die Kraft des Autors ist vielleicht ermattet, oder er hat seine Intensität verringert, weil er sie sich für eine andre Stelle aufsparen wollte, oder er hat einen schlechten Morgen gehabt ... plötzlich läßt es nach. Das ist, wie wenn man aus einem Traum aufsteigt. Rechts und links an den Buchseiten tauchen die Konturen des Zimmers auf, noch liest du weiter, aber nur mit dreiviertel Kraft, du fühlst dumpf, dass da außerhalb des Buches noch etwas andres ist: die Welt. Noch liest du. Aber schon schiebt das Zimmer seine unsichtbaren Kräfte an das Buch, an dieser Stelle ist das Werk wehrlos, es behauptet sich nicht mehr gegen die Außenwelt, ganz leise wirst du zerstreut, du liest nun nicht mehr mit beiden Augen ... da blickst du auf.

Guten Tag, Zimmer. Das Zimmer grinst, unhörbar. Du schämst dich ein bißchen. Und machst dich, leicht verstört, wieder an die Lektüre.

Aber so schön, wie es vorher gewesen ist, ist es nun nicht mehr – draußen klappert jemand an der Küchentür, der Straßenlärm ist wieder da, und über dir geht jemand auf und ab. Und nun ist es ein ganz gewöhnliches Buch, wie alle andern.

Wer so durchhalten könnte: zweihundert Seiten lang! Aber das kann man wohl nicht."

(Kaspar Hauser, Die Weltbühne, 12.04.1932, Nr. 15, S. 573.)

Essay von Kurt Tucholsky...

Quelle

Jüdischer Witz

"Ein Jude begeht Selbstmord und wird daraufhin von Gott zur Rede gestellt:

"Warum hast du das getan? Weißt du nicht, dass ein Jude sich nicht töten darf?"

"Ja", sagt der Jude, "aber mein Sohn hat sich taufen lassen." Darauf der liebe Gott: "Na und, meiner hat sich auch taufen lassen." "Und was hast du darauf gemacht?", will der Jude wissen. "Ein neues Testament."

(...)

Nach dem Krieg bekam das deutschen Publikum meistens in Talkshows, wenn etwa der Soziologe Alphons Silbermann zu Gast war, moderne jüdische Witze zu hören, wie etwa den: "Ein Jude möchte seinen neuen Ferrari segnen lassen. Er geht zum orthodoxen Rabbiner und trägt sein Anliegen vor. Der sagt, 'ja gerne, aber was ist ein Ferrari?' Ähnlich ergeht es ihm bei dem konservativen Rabbiner, dann geht er zu einem liberalen Rabbiner, der fragt: 'Was ist ein Segen?'"

(...)

Doch zu Beginn der jüdischen Geschichte verhinderte zunächst noch eine starke religiöse Bindung, dass die eigene religiöse Tradition zum Gegenstand von Witzen wurde. Schließlich war die Mehrheit der Juden damals noch fest davon überzeugt, dass alles gottgewollt sei, selbst das Leiden. Der jüdische Witz konnte sich erst voll entfalten, als sich mit der Neuzeit den Juden in Mitteleuropa die Chance zur Emanzipation und Assimilation bot, als die mittelalterliche Gläubigkeit und Gottergebenheit ihre Kraft verlor und damit das Leiden seinen metaphysisch religiösen Sinn. Wer allerdings den Ausstieg aus dem Judentum nur positiv beurteilte, hatte keinen Anlass, diesen Schritt witzig zu beleuchten. Seine volle Tiefe und Schärfe erreicht der Täuflingswitz nur dort, wo der Abtrünnige sich der Fragwürdigkeit seines Schrittes bewusst wurde, wie etwa Heinrich Heine, der die eigene Situation im beißenden Witz vortrefflich parodiert hat. Heine war ein Zyniker ersten Ranges wie das Gedicht "Zum Lazarus" beweist:

Lass die heiligen Parabolen,

lass die frommen Hypothesen -

Suche die verdammten Fragen

Ohne Umschweife uns zu lösen,

Warum schleppt sich blutend, elend,

Unter Kreuzlast der Gerechte,

Während glücklich als ein Sieger

Trabt auf hohem Ross der Schlechte?

Woran liegt die Schuld? Ist etwa

Unser Herr nicht ganz allmächtig?

Oder treibt er selbst den Unfug?

Ach, das wäre niederträchtig.

Also fragen wir beständig,

Bis man uns mit einer Handvoll

Erde endlich stopft die Mäuler -

Aber ist das eine Antwort?

Als Heine im Sterben lag, kniete seine Geliebte an seinem Bett und betete zu Gott, dass er ihm alle seine Sünden verzeihe. Da sagte Heine mit schwacher Stimme: "Meine Liebe, sorge dich nicht - er wird mir schon verzeihen, denn Sünden vergeben gehört zu seinem Beruf."(...)"

Weiter lesen in "Witz als Waffe".

27. September 2009

Der Saft des Morgens


* * *

Mit deiner Zungenfertigkeit wird Feuer lieben,
Was Wasser nicht vollenden kann.
Ich werde zu dem Fisch und du zum Vogel,
Der mich verfolgt, der mich zerfleischt.

Du wirst zur Sonne fliegen und verbrennen
An Folgen der Unzärtlichkeit.
Ich werde Atem halten und ersticken
Im See der Unbarmherzigkeit.

18. August 2009




Früher Morgen
Am frühen Morgen bin ich nicht am Leben,
Denn mich verspeisten Nacht und Nebel.
Sie rissen Träume meine aus dem Herzen
Und hinterließen Löcher, kleine Fetzen.

Vererbt hast du nur meinen Körper warmen,
Er atmete dich ein und heilten seine Narben.
Du sahst mich an mit deinen Seen weisen,
Erwecktest wieder Leben durch Verheißung.

Den Saft des Morgens trank ich aus dir völlig,
Du gabst mir Kraft und Neugier dafür zornig.
Wenn du mir Glauben beibringst, werde ich gläubig.
Denn du bist Mann mein, schöner G-tt, der leugnet.

15. September 2009

20. September 2009

Das Pochen

Vor einiger Zeit zitierte ich bereits diese zwei besonders feinfühligen Gedichte. Als ich sie neulich aber vorgelesen hörte, fühlte ich mich in ihnen derart gefangen, dass es fast keinen Ausweg mehr daraus gab, spürte das Pochen... Wie ich sind sie...



(Danke an das Blog "
Die singende Muschel" für dieses Video)

Mascha Kaléko (1907, Schidlow/Polen - 1975, Zürich) Biographie
Lass mich das Pochen deines Herzens spüren,
dass ich nicht höre, wie das meine schlägt.
Tu vor mir auf all die geheimen Türen,
da sich ein Riegel vor die meinen legt.
Ich kann es, Liebster, nicht im Wort bekennen,
und meine Tränen bleiben ungeweint,
die Macht, die uns von Anbeginn vereint,
wird uns am letzten aller Tage trennen.
All meinen Schmerz ertränke ich in Küssen.
All mein Geheimnis trag ich wie ein Kind.
Ich bin ein Blatt, zu früh vom Baum gerissen.
Ob alle Liebenden so einsam sind ?



(Gesprochen von Ulrike Grote)


Else Lasker-Schüler (1869 - 1945) Biographie
Ich liebe dich


Ich liebe dich
Und finde dich
Wenn auch der Tag ganz dunkel wird.
Mein Lebelang
Und immer noch
Bin suchend ich umhergeirrt.
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Ich liebe dich!
Es öffnen deine Lippen sich...
Die Welt ist taub,
Die Welt ist blind
Und auch die Wolke
Und das Laub -
- Nur wir, der goldene Staub
Aus dem wir zwei bereitet: - Sind!

15. September 2009

Briefe in den September

Studie von Herbert James Draper zu "Clyties of the Mist"
(Das endgültige Bild befindet sich hier: "Clyties of the Mist" (circa 1912))

Else Lasker-Schüler
In deinen Augen
Blau wird es in deinen Augen -
aber warum zittert all mein Herz
vor deinen Himmeln?
Nebel liegt auf meiner Wange
und mein Herz beugt sich zum Untergange.



Bernd Jentzsch
Zwei Leiber

Wir grasten auf unseren lockigen Wiesen.
Wir rissen uns um unsre Haut.
Ich war das Nest zwischen deinen Brüsten.
Wir waren ein Mann und eine Frau.


Wir wollten das Hemd, das nur aus Knöpfen besteht,
Und den Handschuh, der unsere Finger vermehrt.
Wir sahen der Zunge zu, die in ihrer Höhle tanzte.
Wir waren ein Knoten, den kein Matrose kennt.


Wir gaben uns Namen wie Narren.
Wir waren nicht ganz von dieser Welt
Und verschwanden einer im andern.


Wir machten unsre Schatten neidisch auf uns.

Jede Pore ein Mund, der uns rief.
Wir redeten irrsinnig und ohne Interpunktion.
Wir streiften den Wahnsinn ein wenig über dem Glück.
Wir waren alle Männer und alle Fraun.


Unsere Zukunft lag in der Gegenwart.
Wir stellten uns tot, um die Auferstehung zu erleben.


Am Morgen, in der ersten Herrgottsfrühe,
Als ich ertrunken schwamm in deinem Schaum,
Bin ich zitternd wie ein Füllen erwacht.
Im Spiegel
Balgten sich
Meine Schenkel
Noch
Mit deinen.




Else Lasker-Schüler
Ein Liebeslied

Komm zu mir in der Nacht - wir schlafen engverschlungen.
Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam.
Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen,
Als noch mein Traum mit sich und mir gerungen.

Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen
Und färben sich mit deiner Augen Immortellen...

Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen
Und Liebe eingehüllt Spät in mein Zelt.
Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.

Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen
Im hohen Rohre hinter dieser Welt.

Die inspirierenden Bilder und die Studien zu ihnen von dem britischen Maler des viktorianischen Stils Herbert James Draper gibt es hier.

Air "Venus"


"You could be from Venus
I could be from Mars" 

29. August 2009

Love me like a river does

August geht aus, der Sommer auch... Der endlose Drang nach der Wärme und den hellen Abenden, nach dem verzweifelten, hungrigen Handeln - genannt Leben - noch vor dem Regen, als ob man nur vor dem Kälteeinbruch existieren kann, lässt nach und auf sich warten bis zum nächsten Jahr.

Die ab jetzt langsam kriechenden kühleren Abende werden mit der Stimme von Melody Gardot bis in das letzte Atom erwärmt und mitgenommen... Ich wünsche den anderen Hörern das gleiche Erlebnis... Sich fallen lassen in das Gefühl, dass...

P.S. Die Bilder in dem ersten Video sind sehr schön.


Melody Gardot "Love me like a river does" (Aus dem Album "Worrisome Heart" (2008))



Love me like a river does


Love me like a river does
Cross the sea
Love me like a river does
Endlessly
Love me like a river does
Baby don’t rush you’re no waterfall
Love me that is all
Love me like a roaring sea
Swirls about
Love me like a roaring sea
Wash me out
Love me like a roaring sea
Baby don’t rush you’re no waterfall
Love me that is all
Love me like the earth itself
Spins around
Love me like the earth itself
Sky above below the ground
Love me like the earth itself
Baby don’t rush you’re no waterfall
Love me that is all

Melody Gardot "Our Love is easy" (Aus dem neuen Album "My One And Only Thrill"(2009))


Deep within your heart, you know it's plain to see

Like Adam was to Eve, you were made for me
They say the poisoned vine breeds a finer wine
Our love is easy

If you ask me plainly I would glady say
I'd like to have you round just for them rainy days
I like the touch of your hand, the way you make no demands
Our love is easy

Our love is easy
Like water rushing over stone
Oh, our love is easy, like no love I've ever known

Physically speaking we were made to last
Examine all the pieces of our recent past
There's your mouth of tears
Your hands around my waist
Our love is easy

Every time we meet it's like the first we kiss
Never growing tired of this endlessness
It's a simple thing, we don't need a ring
Our love is easy

Our love is easy
Like water rushing over stone
Oh, our love is easy, like no love I've ever known

Our love is easy
Like water rushing over stone
Oh, our love is easy, like no love I've ever known

Deep within your heart, you know it's plain to see
Like Adam was to Eve, you were made for me
They say the poisoned vine breeds a finer wine

"My One And Only Thrill" (aus dem gleichnamigen Album)



"Zwar ist "My One And Only Thrill" weit davon entfernt, auf einmal eine durchweg beschwingte und heitere Melody Gardot zu präsentieren. Die Moll-Töne und der Blues dominieren oft nach wie vor. Doch da sind innerhalb eines Jahres eine Menge sonniger Glanzmomente durch Melodys Kompositions-Gespür gerutscht.(...)"
Quelle
Rezension auf laut.de zu dem neuen Album "My One And Only Thrill":

"Es macht keinen Sinn, der Kunst von Melody Gardot rein rational beikommen zu wollen. Ein Dichter ist immer klüger als ein schlichter Alben-Rezensent, in diesem Falle der Romancier Walter de la Mare. Er schrieb dereinst die Zeilen: "Die Blüte der wilden Kirsche ist empfindlich wie Rauhreif, und so kühl und schön wie Schnee". Er kann damit nur Melody gemeint haben.(...)
Natürlich erfindet Melody Gardot auch auf ihrem zweiten Album den Jazz nicht neu. Doch wie sie ihn belebt, alten, scheinbar verkrusteten Strukturen neues Leben einhaucht, versehen mit einer ganz besonderen, ganz persönlichen Note: Im Verbund mit ihrer atemberaubend betörenden, sinnlichen Stimme ist das schon ein nicht alltäglich Ding." lesen

Vielen Dank an das Blog "
Cupcakes and Strawberries", dank welchem ich Melody Gardot für mich entdeckt habe!

28. August 2009

Mein Geliebter

Quasi-Brief Nr. 2: ...




Francisca Stoecklin (1894-1931)

Geliebter

Laß dich wieder, und immer wieder
mit meinen Worten umarmen.
Laß sie um dich legen,
wie du um mich hüllst
den Mantel,
wenn wir an kühlen Herbstabenden
über die Felder gehn,
wo sich die Nebel
silbern schon senken,
und der Wind die Gräser bewegt.

Ziellos irrte ich
auf der großen Erde,
bedrängt und verführt
von Dunklem
und schillernden Sünden.
Da gingst du auf
meines Schicksals Sonne.
Dein Licht milderte
alles Harte und Schwere,
verinnigte jede Lebensstunde,
alle Wesen und Dinge,
Schmerzen und Seligkeit.
Denn du einst
die Zartheit der Freundin
mit des Jünglings
beschützender Kraft.
Lächelnde Blume bist du
und weisende Fackel.
- Und dein Mund sagt,
daß auch ich Schwache
dir schön bin.

Louise Glück

Interesting how we fall in love:
In my case, absolutely. Absolutely, and, alas, often--
so it was in my youth.
And always with rather boyish men--
unformed, sullen, or shyly kicking the dead leaves:
in the manner of Balanchine.
Nor did I see them as versions of the same thing.
I, with my inflexible Platonism,
my fierce seeing of only one thing at a time:
I ruled against the indefinite article.
And yet, the mistakes of my youth
made me hopeless, because they repeated themselves,
as is commonly true.
But in you I felt something beyond the archetype--
a true expansiveness, a buoyance and love of the earth
utterly alien to my nature. To my credit,
I blessed my good fortune in you.
Blessed it absolutely, in the manner of those years.
And you in your wisdom and cruelty
gradually taught me the meaninglessness of that term.
From Vita Nova
(Ecco Press, 1999)


(Bilder von Ann)

25. August 2009

Mit dir in meinem Schoße

* * *
Noch deine letzte Zigarette riechen.
Wie sehr ich sie vermisse, Held.
Du zogst an ihr zum Abschied tiefer,
Berührtest Schultern zärtlich schuldig.
Geh, lass das Ticken stehen. Geh.

Du... Renn. Nicht stehen bleiben. Weiter.
Dein Herz hallt ganze Straße lang.
Ich war verliebt in deine leise Stimme.
Von deinem Lachen nichts mehr hörend, weinte,
Wenn du es schenktest vielen bang.




* * *
Wie geht es jener Frau, Held?
Gebärst du ihr Gefühle?
Im Fallen mit dem Herzen hin
Verlässt du deine Mühen?

Du bist in Kleidung eingehüllt,
Du bist verdeckt vor Schmerzen.
Die Frau deiner Seele blüht
In ihren teuren Pelzen.

Mir brachtest du nicht mal den Wunsch,
Am Abend uns zu sehen.
Nach jeder Nacht war es vorbei
Mit'm Liebesmausoleum.

Ist sie lebendig und wortkarg,
Wie du es damals mochtest?
Ich sah dich an und war befüllt
Mit Dankes wirren Worten.

War ich ganz nackt und ohne Kleid,
So liebte deine Blöße.
Erschöpft, enttarnt lag gänzlich da
Mit dir in meinem Schoße.

13. August 2009

17. August 2009

Jumpers

Durch eine ungewöhnliche Karte mit der Auflistung der beliebtesten Stellen auf der Golden Gate Bridge in San Francisco, von denen der letzte Sprung ins Wasser von diesem Leben heraus begangen wurde: "Bridge to Nowhere: a Map of Golden Gate Jumpers", bin ich auf den unten zitierten und überaus interessanten Artikel gestossen. Mehr als 1200 Menschen beendeten ihr Leben seit der Eröffnung der Golden Gate Bridge im Jahre 1937...

Bild unter GNU-Lizenz für freie Dokumentation: Appell an der Golden Gate Brücke an die Suizidgefährdeten (Photograph und copyright: David Corby, 2006)


"Tho the dark be cold and blind,
Yet her sea-fog's touch is kind,
And her mightier caress
Is joy and the pain thereof;
And great is thy tenderness,
O cool, grey city of love!

Poet George Sterling wrote those words in 1923, and the late Chronicle columnist Herb Caen was fond of quoting the last line. Sterling's words effuse romantic notions of San Francisco, its generous spirit and the "tenderness" of its residents. In a city defined by loss and impermanence -- settled by gold speculators, razed by earthquake and fire, notorious as an open port where anything goes -- Sterling found forgiveness and redemption, a balm for loneliness.
We like to feel good about where we live -- to believe that San Francisco retains its warmth and charitable heart. But the "cool, grey city of love" has for 68 years neglected an epidemic of death. Whereas officials at the Eiffel Tower, Empire State Building and other suicide landmarks recognized a crisis and erected suicide barriers, the Golden Gate Bridge still offers a welcome mat to someone in search of a quick exit.
We sense the tragedy but view it in the abstract, rationalizing the deaths with a laissez-faire attitude: "They have a right to end their lives if they choose." During the months of reporting on this series, the majority of people interviewed voiced this sentiment, often in glib terms. "If they didn't have the Golden Gate Bridge, they'd just kill themselves another way." (...)

THE WERTHER EFFECT