30. September 2011

Blauer Teller

Viereinhalb Tage, vier Nächte und vier Morgen.
So lange werde ich die Freiheit genießen, zu leben. Nicht schlafen zu dürfen. Träumen. Vielleicht sogar all die vier Nächte. Mehr noch, liegen bleiben, den ganzen Tag lang, anstatt zu leben. Nein, nicht liegen. Fliegen. Mich fliegen lassen, mich zu dir. Mich fallen lassen. Mit dir. Von dem weit entferntesten Planeten im All wieder zur Erde. Ich will leben. Ich will leben und nicht schlafen, nicht verwelken. Keine Unsicherheiten. Ich will wieder ich sein. Da, in der Schlafstätte des Glücks. Das Glück darf nicht schlafen, es soll schlagen, pochen, ausbrechen. Nur nicht schlafen. Mach die Augen auf. Direkt unter dem Himmel. Da ist das Leben.
Der Himmel, der für vier Tage ein blauer Teller sein wird. So lange werden die Bäume immer noch ihre Blätter behalten. Und wenn du pusten wirst, wird ihr Laub meine Sehnsucht bedecken. So werden die Blätter deine und meine Wärme auf mir tragend für dich aufbewahren. Die Glut in mir wird sie verbrennen und blutig-orange ausmalen. Wie schwer und unerträglich es ist, flach zu bleiben, trocken und fröhlich, wenn du mir fehlst. Ich bin doch kein trockenes Blatt und gar nicht orange. Wie schwer es ist, dir meine Blätter, meine Gefühle nicht zu zeigen und dich mir nicht geben zu können. Nicht zu fliegen. Ich kann nicht nicht fliegen, denn ich bin dazu geboren. Hebe mit mir ab. Dahin, wo es keinen Boden mehr gibt. Deine Augen – das Lebendigste, was es je geben würde. Sie sind das Leben. Da, wo deine Lippen mich berühren, damit ich schweige und fühle, da blühe ich. Fühle. Fühle du mich. Fühle, fühle mein Herz, wenn es dich vermisst. Mein Körper, von Blüten deiner Küsse übersät und ohne dich nicht aushält, schwebt zu deinem kleinen Zimmer. Ich rieche deinen Geruch, wenn ich an dich denke, ich suche ihn, doch fremde Männer riechen fahl und abstoßend. Ich schmecke von deinem Leben, wenn ich an dich denke und es klingt dein Lachen, wenn ich die Augen schließe. Doch öffnen will ich sie und in deine schauen.

Wir sind da, um das Leben zu verbrauchen, nicht um es uns selbst aufzubewahren, sagte mir jemand. Ich will es verbrauchen. Wo bist du. Wo bleibst du. Verbrauche mich, koste von mir, von uns. Restlos. Wo sind deine Lippen, wo ist dein lieblicher Kopf und seine Schwere. Du fehlst mir. Wie Atem fehlst du mir.

30.09.2011

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