27. Oktober 2012

Denn Nächte

... sind nicht zum Schlafen da. Ich trage ein Kleid um meine Seele. Eines der Nacht. Und trinke Sterne.

Enigma "Twelve after midnight"



Friederike Mayröcker  

Gesang zwischen mir und dir

siehst du den Abendstern?
ich sehe
hörst du den Wind?
ich höre
fühlst du die Ewigkeit?
ich fühle
und dein Name?
nenne mich Nacht
woher kommst du?
aus deiner Einsamkeit
wohin gehst du?
in deine Innigkeit
gib mir die Hand

27.07.1948 [Aus: Friederike Mayröcker "Liebesgedichte"]

10. Oktober 2012

Wie heißt der Himmel

* * *
Mein Name ist wie Straßenkind
Unter der zischenden Laterne.
Auf ewig flieht es von sich selbst,
Wird satt gewärmt von Dirnen.
Mit einem löchrigen Umhang,
Unter des Fremden Decke,
Verstecken sie es nachts und scheu,
Wenn Freier nackte betteln. 

Wie heißt der Himmel,
Der mich träumt.
Wie riecht die Erde, 
Die ich schlucke.
Gefallen auf der Flucht
In Schlucht, allein
Die Ferne langsam blute.

Wenn Ohr mein 
Schritte hört und weint.
Wo lebt der Gtt,
Der nicht mehr feilscht,
Wenn er mich ehrt,
Ruiniert und preist.

Als ich den Mund von dir erfand,
Dein Kuss in mir verblieb, ich starb.
Erstarrt ist meine Seele, fort.
Das Bett wurde mir zum Schafott.

Ann

10. Oktober 2012



Ist es gut, dass es mir wieder nach Bulat Okudzhava ist?.. Nach seiner Weisheit und Herzlichkeit. Was macht einen Dichter aus? Seine Ehrlichkeit allein. Sie fand ich bei ihm.

Булат Окуджава


* * *

У поэта соперников нету
ни на улице и ни в судьбе.
И когда он кричит всему свету,
это он не о вас – о себе.

Руки тонкие к небу возносит,

жизнь и силы по капле губя.
Догорает, прощения просит:
это он не за вас – за себя.

Но когда достигает предела

и душа отлетает во тьму…
Поле пройдено. Сделано дело.
Вам решать: для чего и кому.

То ли мед, то ли горькая чаша,
то ли адский огонь, то ли храм…
Все, что было его, – нынче ваше.
Все для вас. Посвящается вам.




Bulat Okudzhava

übersetzt von Eric Boerner


* * *

Weder im Schicksal, noch auf der Straße
hat ein Dichter Konkurrenz.
Es gilt nie euch, wenn er laut rasend
die Welt anbrüllt, – es gilt ihm selbst.

Die Arme, die dünnen, hebt er zum Himmel;

das Leben, die Kraft allmählich verfällt.
Doch wenn er verbrennend um Gnade wimmert,
dann gilt das nicht euch, nur für ihn selbst.

Erreicht er dann die letzte Grenze,

die Seele in das Dunkel rast …
Das Feld ist durchschritten, die Sache beendet.
Ihr müsst nun entscheiden: für wen und für was.

War's Himmelslicht, war's Höllenfeuer,

war's Honig, war's ein Kelch voll Leid …
Alles, was sein war, – das ist nun euer.
Alles für euch. Euch ist's geweiht.


[Quelle]


2. Oktober 2012

Die Welt ist mein

Was haben Benjamin von Stuckrad-Barre und Henryk M. Broder gemeinsam?

Hm... Mhh.. Antworten Sie, ohne lang' zu überlegen.
Sie sind im Kino zu sehen! Wie, fragt der Neugierige? Da ich mir die meiste Zeit meiner Woche kein Fernsehen anschaue, bleibt wohl nur der Gang in das Kinotheater auch übrig, um wenigstens da in den Genuss des Verbotenen zu kommen. Für paar Momente nur den Blick wagen. Diesmal auf eine grandiose Reklame. Als ich heute folgende Videos sah...


Auflösung: Axel Springer Verlag hat mit einer neuen Kampagne Bilder, Plakate und Emotionen kreiert, die dem Leser, Hörer, Zuschauer, im Ergebnis  - DEM Menschen unvergesslich bleiben werden. Die Welt ist mein.



„Die Welt gehört denen, die neu denken.“
„Die Welt gehört denen, die lieber zu weit gehen als zurück.“ 
„Die Welt gehört denen, die schlau sind und nicht auf klug machen."
„Die Welt gehört denen, die ausbrechen, statt einzuknicken.“
„Die Welt gehört denen,  die nicht lang fackeln, sondern für was brennen."

Ich will, nein, ich muss ins Kino. Nur für diese zwei Herrschaften. Danach kann auch "Anna Karenina" und "The deep blue sea" kommen. Nichts wird Broder überstrahlen. Im Großformat.
 
Die Neugierige.