4. Dezember 2014

La terre outragée

Vor kurzem beeindruckte mich ein Film, den ich zufällig in einer abendlichen Müdigkeit auf arte erwischte. Ohne zu ahnen, worum es gehen würde, hörte ich auf einmal russische Sprache und danach wurde es mir klar. Ich gelang in meine Kindheit, in die Zeit, als alles Gefährliche noch gar nicht als solches erkennbar war. Ich konnte mich daran erinnern, dass mein Vater mir verboten hatte, damals im Frühling 1986, unter den Bäumen und Sträuchen zu spielen. Das Verstecken in den riesigen Büschen liebte ich aber so sehr und schlich mich trotzdem an das Ende unseres Gartens, um dort ganz klein unter den Blättern und Ästen zu verweilen, das Holz zu riechen...

Verwundete Erde. Ein so starker französischer Film, dass ich danach nicht mehr wusste, wo ich bin, warum und überhaupt. Die Hauptdarstellerin hieß natürlich Anja. Und die Regisseurin schien die überwältigende Kraft, welche z.B. Tarkowskij früher überbringen konnte, hier auf der Leinwand in meine Gefühle einzupflanzen. Ja, sie widmete sich dem schmerzhaften Thema, das auch mich nicht loslässt, was eine Heimat sei.



Auf arte selbst erfährt man ein wenig mehr über den Film (auch im Video am Anfang):
"Eindringliches Spielfilmdebüt der gebürtigen Israelin Michale Boganim: Die Katastrophe von Tschernobyl ist Ausgangspunkt für eine Geschichte, die weit über den konkreten Fall hinausgeht und zu einem kritischen Nachdenken über die Frage nach der Bindung an den Ort wird, der für Heimat und Verwurzelung steht. In den Hauptrollen: Olga Kurylenko und Andrzej Chyra." weiter lesen
Der Film wurde in der Tat an den Originalorten rund um Tschernobyl gedreht... (darüber lesen

Ich hatte auch die Möglichkeit, 1990 die Gegend zu besuchen, etwas entfernter vom Reaktor, als in einem Städtchen noch Menschen lebten, bevor man es zur toten Zone erklärte und alle Lebenden erst Jahre später nach dem Reaktorunglück endlich aussiedelte.... Da liegen meine Großeltern auf dem Friedhof in der toten, radioaktiven Zone. Da liegen paar Verwandte mehr in einem Massengrab des 2. Weltkrieges. Da hatte mein Vater seine ersten Schritte vor dem Krieg gemacht, meine Großeltern haben sich dort geliebt. Und jetzt wuchert die Radioaktivität ihre lebendigen Blüten hier. Es gibt einen bewegenden Bericht von jemanden, der die verlorene, bereits gestorbene, verseuchte Heimat meiner Familie besucht hatte: Poliske. Auf einem der Bilder ist das Mahnmal am Massengrab zu sehen, den ich eben erwähnte...

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